Ortschronik von Regensberg
Quelle: Schrift zur Geschichte Regensberg; erstellt von Hans Kist Weingarts, Sabine Ursprung und Georg Hötzelein

-
Burg Regensberg
Urkundlich wird die Burg Regensberg im Jahre 1251 zum ersten Mal erwähnt. Bischof Heinrich hatte mit Herdegen von Gründlach einen Vertrag über die Verteidigung der Burg abgeschlossen. Wegen ihrer Gliederung in Vor- und Hauptburg scheint sie aber weit älter zu sein und ist wahrscheinlich schon im 11. Jahrhundert zum Schutz des neu gegründeten Bistums Bamberg als südlicher Eckpfeiler angelegt worden. Im Meranischen Erbfolgekrieg bildete sie einen wichtigen Stützpunkt. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde die Burg Regensberg zur Hälfte Gottfried von Brauneck-Hobenlohe als Lehen gegeben. Dieser war ein Neffe des Bischofs Friedrich von Hohenlohe und mit Margaretha von Gründlach, der Erbtochter des letzten Gründlach, verheiratet. Die Familie von Gründlach starb mit Herdegen im Mannesstamm aus. Sein Schwiegersohn Gottfried von Brauneck war wiederum der Letzte seiner Linie und veräußerte mit Zustimmung des Bischofs 1356 seinen halben Teil des Schlosses an den Ritter Nold von Seckendorf. Daraufhin wurde dieser von Bischof Leupold mit der anderen Hälfte der Burg belehnt. Im Vertrag wurde vorbehaltlich festgelegt, dass die Burg für den Bischof geöffnet sein solle, ,,in allen unseren Nöthen und Kriegen zu ewigen Zeiten, und sollen sich mit demselben Schloss keinem anderen Fürsten oder Herrn wider uns oder unseren Nachkommen unterwerfen".
-
1300 bis 1600
1376 stifteten die Brüder Jakob und Burkhard Nold von Seckendorf zu Regensberg gesessen in der dortigen Kapelle St. Margaretha eine ewige Messe mit Zustimmung des Kapitels vom Kloster Neunkirchen. Am 1. Mai 1405 gaben die Seckendorf-Nolds dem Bischof ihren Anteil an der Burg zurück. Unter ihrer Herrschaft war das zum Rittergut Regensberg gehörige Dorf Pommer bis auf einen Hof an den Nümherger Patrizier Veit Pfinzing verkauft worden. Pfinzing vermachte es durch fromme Stiftung teils dem Kartäuser Kloster, dem Aegidienkloster und dem Reichen Almosen in der Stadt Nürnberg.
Am 2. Mai 1405 wurde daraufhin der Ritter Hans Stibar von Buttenheim mit der Burg belehnt, mit der Bemerkung der Öffnung der Burg in den Kriegen und Fehden des Bischofs, was bei jedem weiteren Lehensrevers festgehalten wurde. Diese Linie nannte sich nun Stibar von Regensberg. Im Jahre 1443 kam es unter den einzelnen Angehörigen der Familie Stibar zu einer Fehde wegen der Burg. Der Bischof eroberte das Schloss und stellte den Frieden wieder her. 1447 wurde zwischen dem Bischof und Jakob Stibar ein Vertrag geschlossen, in dem der Bischof seinen halben Teil dem Stibar zu Mannlehen gab. Im Bauernkrieg erlitt die Burg Schaden, der auf 500 Gulden geschätzt wurde. Die Stibars betätigten sich teilweise auch als Raubritter. Jakob Stibar raubte bei Forchheim Ochsen, weswegen es zu einer Fehde zwischen dem Bischof und Jakob Stibar kam, wobei die Burg teilweise abbrannte.
1571 wurde Wolf Dietrich von Wiesenthau, Hochfürstlich Bambergischer Rat und Pfleger zu Giech, mit Regensberg belehnt. Am 4. September 1584 wurde seinem Sohn Christoph von Wiesenthau der halbe Teil des Schlosses Regensberg zu Mannleben geliehen, ,,mit dem Brunnen im Schloss und dem Burggut im Vorhof mit allen Zugebörungen, nemblich Weingarten, Baumgarten, Wiesen, Ackern, Gehülz, Weihern, Hutweiden, Schafflecken und Steinbrüchen. Mehr haben wir gemelden von Wiesenthau zu rechten Mannlehen geliehen, den anderen halben Teil am Schloss zum Regensberg, gegen dem Rinleins und dem Vorhof daselbsten und dem Hohen Garten bei dem Schloss, das weiland Heinrichen Stiber Ritter seligen gewesen und durch Enderesen seinem Sohn weiland Christofen Stiber und seinem Bruder seligen verkauft ist worden."
-
17. Jahrhundert
Georg von Wiesenthau bot am 19. Dezember 1614 sein Rittergut Regensberg wegen der Schulden seines Vaters Christoph von Wiesenthau dem Hochstift Bamberg zum Kauf an. Der Verkauf erfolgte am 19. Februar 1615; das Hochfürstliche Stift Bamberg zahlte dafür die Summe von 48000 Gulden und 500 Gulden Leibkauf, wovon der größte Teil zur Rückzahlung aufgenommener Darlehen derer von Wiesenthau verwendet werden musste.
Bald darauf, am 4. April 1615, vererbte Bischof Johann Gottfried von Aschhausen den ältesten und besten Hof in Weingarts, der in früheren Zeiten den Bischöfen selbst unterstanden hatte, an den bisherigen Pächter Pangratz Schütz.
Der Hof war bisher ein Halbbau, d.h. der Pächter desselben musste die Hälfte seiner Ernte dem Lehensherrn abliefern. Zu den Zugehörungen des Hofes gehörte auch das sogenannte Bauernholz, 9 Morgen mit Inhalt; dieser Wald hat bis heute den Flurnamen Schürzenholz, was auf seinen damaligen Besitzer Pangratz Schütz zurückgeht.
Nach dem Rückkauf des Rittergutes Regensberg wurde vom Hochstift Bamberg in der Burg ein dem Oberamt Neunkirchen-Marloffstein unterstelltes Vogteiamt für die Untertanen des Rittergutes eingerichtet. Dazu gehörten Untertanen in den Orten Weingarts, Oberehrenbach, Großenohe, Kemmathen, Igensdorf, Stöckach, Pommer, Leutenbach, Kunreuth, Dietzhof, Dachstadt und Buckenreuth.
Im Jahre 1618 wurde ein Urbar (Verzeichnis) angelegt über die zum Vogteiamt gehörigen Höfe, Güter, Sölden, Tropfhäuser und ledigen Stücke. In diesem sind die Besitzer der einzelnen Anwesen sowie die Zugehörungen an Feldern, Wiesen und Wäldern und die Abgaben und Fronen genau beschrieben. Angegeben ist die Flurlage der Grundstücke der an den vier Seiten anstoßenden Nachbarn. Die Zugehörungen waren an die Höfe und Güter gebunden und konnten nur im ganzen Gutsverband verkauft werden. Durch diesen Umstand blieben die Grundstücke der Höfe über die Jahrhunderte die gleichen. Erst nach der Säkularisation der geistlichen Fürstentümer wurde in Königlich-bayerischer Zeit diese Handhabung gelockert und es kam mit Zustimmung der Lehensherrschaften öfters zu Hofzertrümmerungen, bei denen einzelne Grundstücke verkauft wurden.
Nach dem Ende des Lehenwesens im Jahre 1848 war es jedem freigestellt, die Grundstücke seines Hofes nach Belieben zu verkaufen. Es gab dann noch ungebundene Grundstücke, die ledige, fliegende oder walzende Stücke genannt wurden und die frei ver- oder gekauft werden konnten. Oft wurden sie den Kindern als Heiratsgut in die Ehe mitgegeben, und mancher Besitzer eines Tropfhauses, an das kein Grundstück gebunden war, hat sich damit ein kleines Gütlein aufgebaut.
Nicht lange nach dem Rückkauf des Rittergutes Regensberg begann der Dreißigjährige Krieg, der - wie überall - auch im Amt Regensberg schwere Opfer forderte. Am 1. Dezember 1631 wurde das Schloss von hundert Tillyschen Reitern überfallen und vollkommen ausgeplündert.
1632 war unsere Gegend Kriegsschauplatz. Es wurde alles verbrannt und verwüstet; der Zehent von Weingarts konnte nicht geliefert werden mit der Begründung, dass dieser Zehent vom Kaiserlichen und Kurbayerischen Kriegsvolk auf dem Feld und in den Scheunen aller verfüttert und verößigt worden sei und daher gar nicht geliefert werden konnte.
Vom Regensberger Zehent wird 1632 berichtet: ,,An diesen Zehent ist ganz und gar nichts gewährt, sondern von der Friedländischen und Kurbayerischen beide Armees ganz verößigt, verderbt und hinweg geführt worden."
Der Regensberger Vogt berichtet 1633: ,,Auf dem Regensbergischen Hof, von dem Schwedischen Kriegsvolk forigs Jahr in die Asche gelegt und verbrannt worden, ist heurigen Jahrs nit ein Beet Ackerbar, bestänt und zugerichtet." 1640 berichtet der Vogt weiter: ,,Dieser kleine Regensberger Schloß Zehent zum Meingers hat dies Jahr wegen vorgefallener Durchzüge im Frühling gewesenen Jahres nit als umb 3 1/2 Sümra Hannß_Kern zum Meingers verlassen können."
Auf dem zum Schloss gehörigen und im Vorhof liegenden Bauernhof fand sich längere Zeit kein Pächter mehr, und erst 1641 berichtet der Vogt wieder:
,,Dieser Regensberger Schloss Zehent ist mir Vogten für dies Jahr von den wenigen gebauten Schloss Feldern von der Hochfürstl. Bamberg]. Cammer umb 1 1/2 Sümra verlassen worden."Von den meisten Hofstellen des Vogteiamtes ist in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Urbar der Eintrag vermerkt ,liegt öd' oder ,ist der Herrschaft heimgefallen, weil dieses Gut ganz und gar abgebrannt und kein Gebäude darauf mehr stehet'. Ab 1645 ging es wieder etwas aufwärts, die öd liegenden Hofstellen wurden von der Herrschaft Schloss Regensberg allmählich wieder zu Lehen an neue Besitzer gegeben. Ungefähr ein Drittel der Einwohner von Weingarts hatten den Krieg überlebt.
1663,,Das Häuslein unter der Kirchen gelegen, darinnen vorher ein Ambtsknecht seine Wohnung gehabt, hat Andreas Zenner (Zehner), Schreiner aus Weisenohe, mit Hochftürstlicher Bewilligung Sub Dato 9. März 1663 für dreißig Gulden erkauft."
1667,,Ein Güldhof zu Dorf und Feld, nächst dem Schlosse Regensberg gelegen, mit allen seinen An- und Zugehörungen" ist laut Erbbrief ,,vom Dato Neunkirchen den 8. Mai 1667 unter Vogt Wilhelm Honigs Zeiten" an Georg Haid pro 400 Gulden verkauft worden. Dazu gehörten an Gebäuden: ,,ein Wohnhaus 49 Schuh auf der Pfaden und 39 Schuh auf dem Balken mit 7000 Schindeln gedeckt, durchauß gesamt fingerdik' ein Stadel mit 64 Schuh auf der Pfaden und 36 Schuh auf dem Balken, mit flachen Ziegeln behängt, gestützt und geglaibt, ein Schweinstall 50 Schuh lang, 7 Schuh weit mit 6 Fachen und mit 1000 Schindeln bedacht".
1680 wurde unter der Regierung des Ftürstbischofs Peter Philipp von Dernbach die 34 Tagwerk große, unter dem Schloss Regensberg gelegene Hofwiese an fünf Bauern in Weingarts verkauft. Diese waren Hannß Kern (Amtmann), Martin Kem (Wirt), Bastel Kügel, Georg Kern und Georg Lösels Wittib. Die alte Bräustatt (ohne Braurecht) nebst dem Bräugarten (6? Tagwerk mit Inhalt) wurden 1693 Hannßen Harrer und Andreas Kügel zu Regensberg vererbt.
-
18. Jahrhundert
Am 16. Dezember 1706 veräußerte Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn unser ganz altes und ruinöses, zum Teil gar verfallenes Schloss Regensberg mitsamt dem Braurecht für 1200 Gulden an die Brüder Andreas Alt zu Weingarts und Johann Alt zu Oberehrenbach. Vorbehalten wurde der nord-westliche Turm als Wohnung für die bischöflichen Jäger, dazu noch Räume zur Amtsausübung.
Ernst Beutner kaufte 1782 das Anwesen Haus Nr. 26 in Weingarts mit allen Ein- und Zugehörungen an Grundstücken. 1784 heiratete Erust Alexander, Hochfürstlicher Jäger zu Regensberg und Einwohner zu Weingarts, Margaretha Kern, die Tochter des Johann Kern, Schlegel Hans genannt, aus Weingarts, Hs. Nr. 20. Er war dann noch Schultheiß zu Weingarts und starb am 26. Juni 1797.
Christoph Wilhelm Schwaib 1798 Jäger zu Regensberg und Schultheiß zu Weingarts Paul Berner letzter Jäger zu Regensherg, verheiratete sich nach Mittelehrenbach und wurde mit dem Ubergang des Hochstiftes Bamberg an Bayern Königlich-bayerischer Forstwart zu Regensberg. Die Jagd wurde vom bayerschen Staat an Privatleute verpachtet.
Am 5. Februar 1720 schloss Karl Maximilian von Egloffstein zu Kunreuth einen Kaufvertrag mit den Brüdern Alt über das Schloss Regensberg mit einigen Zugehörungen für 1000 fränkische Gulden. Derselbe erhielt aber nicht die lehensherrliche Bestätigung des Bischofs.Der Weißenoher Abt Gualbert II. Seeger kaufte am 13. Januar 1732 das Schloss nebst Braugerecbtigkeit um 2300 Gulden von dem früheren Vogt Johann Alt und den Kindern seines verstorbenen Bruders und ließ die noch bestehenden Teile des Schlosses in guten baulichen Zustand bringen.
Am 20. März 1744 brannte durch ein in der Malzdarre ausgebrochenes Feuer das Brauhaus nebst dem Schloss ab und musste wieder aufgebaut werden, wofür vom Kloster noch im Jahre 1770 mehr als 1500 Gulden Schulden bezahlt werden mussten. In der Klosterzeit betrieb Bartholomäus Schmid bis zu dem Brand 1744 eine Gastwirtschaft im Schloss, außerdem bewohnten es mehrere Mieter, unter ihnen ein Schmied, ein Weber und ein Schuhmacher.
Die Brauerei wurde vom Personal der Klosterbrauerei Weißenohe mit betrieben. Johann Georg Engelhardt aus Michelfeld, Brauer und Büttner des Klosters, heiratete 1758 die Weingartserin Margareta Häfner und machte sich in Weingarts als Büttuer selbstständig. Für die vorbehaltenen Amtsräume beschäftigte Bamberg Elisabeth Keller als Wirtschafterin. Sie war bei den Regensberger Einwohnern sehr beliebt und war öfters Taufpatin von deren Kindem. Gestorben ist sie am 29. Februar 1766 im Alter von 58 Jahren.
Mathäus Arzt aus Schnaittach wurde vom Kloster Weißenohe in Regensberg als Maurer angestellt und heiratete 1797 Anna Stegbauer aus Gleisenhof. Ihre Nachkommen wohnten bis zu dessen Abbruch im Jahre 1868 im Schloss Regensberg.Durch die Säkularisation fiel das Schloss an den bayerischen Staat, der dafür keine Verwendung hatte und es deshalb wiederholt zum Verkauf anbot, zuletzt am 11. Dezember 1811 unter folgendem Wortlaut:
"Auf allerhöchsten Befehl werden die entbehrlichen Staats-Realitäten in dein königlichen Rentamts-Bezirke Gräfenberg unter normal-mäsigen Bedingungen, welche im Regierungsblatte 1811 enthalten sind, dem äffentlichen Verkaufe ausgesetzt".Diese Realitäten sind zu Regensberg das durch seine treffliche Aussicht sich auszeichnente Schloß, worauf die Braugerechtigkeit haftet und wozu ein Gärtchen mit 3/4 Morgen gehört. Als Strich Termin werden bestimmt und abgehalten: für jene zu Regensberg der 1. Februar 1812 in dem Schmidtleinischen Wirthshaus zu Leutenbach. Die Kauflustigen können die Verkaufs-Objekte mit jeder Stunde einsehen, und es ist für die Einweisung derselben in Regensberg der Ortsvorstand Johann Siebenhaar zu Weingarts beauftragt.
Es hat sich jedoch wieder kein Käufer gefunden, und das Schloss wurde 1815 wohl weit unter der ursprünglichen Kaufsumme an Regensberger Einwohner verkauft. Den mittleren Schlossbau mit Hs. Nr. 1 kaufte Johann Alt, Bauer in Regensberg, Hs. Nr. 7. Der südliche Turm mit der Hs. Nr. 1 1/2 wurde von Jakob Heinlein gekauft; der nördliche Turm mit der Hs. Nr. 11/3, der Jägersturm genannt, wurde von Konrad Heinlein für 140 Gulden erstanden. Die beiden Brüder Heinlein waren im Schloss geboren. Ihr Vater, der Schneidermeister Johann Heinlein, hatte seit 1770 als Mieter dort gewohnt.
-
19. Jahrhundert
1857 stürzte während des sonntäglichen Gottesdienstes der Turm des Schneidermeisters Johann Georg Heinlein, genannt Turmschneider, ein. Er tauschte sein Turrngrundstück, 11 Dezimal groß, gegen einen Bauplatz auf der gegenüber der Straße liegenden Seite von dem damaligen Schlossbesitzer Johann Harrer.
Johann Harrer aus Weingarts heiratete 1833 Kunigunda Alt, die Tochter des Schlossbesitzers Johann Alt, und wurde Besitzer des Schlossgütleins. Sein Vater, in Regensberg geboren, hatte 1784 die Wirts- und Bäckerswitwe Christina Alt aus Weingarts geheiratet. Johann Harrer, als Wirtssohn geboren. eröffnete 1846 im Schloss eine Gaststätte, bei dem auch ein Tanzsaal vorhanden war.
In einer Steuerliste der Gemeinde Oberehrenbach aus dem Jahre 1840 steht der Eintrag: ,,Regensberg Hs. Nr. 1 Johann Harrer. Ein altes baufälliges Schloss zu 125 Gulden Wert taxiert." Zum Vergleich: Ein einstöckiges Bauernhaus, aus Fachwerk erbaut, wurde mit einem Wert von 200 Gulden angegeben. Es ist daraus zu ersehen, dass sich das Schloss seinerzeit schon in sehr desolatem Zustand befand.
Die Tochter des Johann Harrer, Katharina, verheiratete sich 1864 mit dem Maurergesellen Johann Kern, genannt Heckhans, aus Weingarts. Die beiden übernahmen das Schlossanwesen, weil ihr Bruder Johann Georg Harrer darauf verzichtet hatte. Er wurde mit 1500 Gulden für seinen Anteil ausbezahlt. Johann Kern, obwohl selbst Maurer von Beruf, konnte den weiteren Verfall des Schlosses nicht aufhalten. Schon die Instandhaltung des riesigen Daches hätte seine finanziellen Möglichkeiten bei Weitem überschritten. Zudem hatte er noch Hypothekenschulden seines Schwiegervaterst in beträchtlicher Höhe übernommen. So trug er sich mit dem Gedanken, das Schloss abzubrechen. Durch eine Verfügung König Ludwigs I. sollten die alten Rittersitze erhalten bleiben und zum Abbruch musste die Genehmigung der Königlichen Landgerichte eingeholt werden, die nur bei sehr einsturzgefährdeten Objekten erteilt wurde. Johann Kern kam auf die Idee, das Schloss beschleunigt abbruchreif zu machen, und ließ drei Tage lang Wasser auf die Böden schütten, bis der Verputz an Decken und Wänden abbröckelte. Daraufhin ging er zum Landrichter nach Gräfenberg und berichtete diesem, dass er das Schloss abtragen müsse, weil es einsturzgefährdet sei und dadurch eine große Gefahr für die Allgemeinheit bestehe. Der Landrichter ließ sich überzeugen und gab. die Genehmigung zum Abbruch.
1868 wurde das Dach eingelegt und alles wieder verwendbare Material entfernt. Johann Kern baute sich im westlichen Schlossgraben ein neues Haus mit der Hs. Nr. 10 unter Verwendung der Baumaterialien von der Schlossruine. Dort führte er auch die Gastwirtschaft weiter.
Am 30. Dezember 1868 erwarb der Gastwirt Johann Georg Kohlmann die Schlossruine von Johann Kern. Darüber berichtet das Gemeinderatsprotokoll am 28. Februar 1869. Es erscheint der Gütler Johann Georg Heinlein von Regensberg und bringt vor: ,,Ich bin mit meinem nahe an der Schlossruine stehenden Haus sehr gefährdet, indem dasselbe der Einsturz droht."
Hierauf wurde auch der bereits im Besitze stehende Wirt Johann Georg Kohlmann vernommen, welcher erklärte, dass er bei besserer Witterung die Gefährlichkeit des alten Schlossbaues beseitigen wolle. Johann Georg Kohlmann verkaufte die Ruine 1893 an Johann Andreas Hauptmann, dessen Vater Johann Hauptmann 1868 einen Platz im östlichen Schlossgraben zum Bau einer Scheune von Johann Kem erkauft hatte. Nebenan erhielt zur gleichen Zeit Johann Georg Kraft einen Platz zum Bau des Hauses Nr. 9. Johann Georg Heinlein hatte 1868 den Jägersturm eingelegt und erbaute das Haus Nr. 8.