Ortschronik von Ermreus

Die Schreibweisen der Ortsnamen haben sich im Laufe der Jahrhunderte bei den meisten Dörfern geändert, so auch bei Ermreus.Der Ort wird in seiner Anfangszeit in den Lehenbüchern des Hochstiftes Würzburg als Ernbrehtshouen, Erkenbrechtshofen, Ernbrechshouen, Ermetzhofen zuletzt als Ermrichs geführt.Ins Licht der Geschichte innerhalb des Bistums Bamberg, das 1007 durch Kaiser Heinrich den II gegründet wurde, kam Ermreus dann in einer Urkunde des Bischofs Leopold von Egloffstein vor. Dieser war von 1335 bis 1343 Bischof von Bamberg. In dieser Urkunde, die auf den 16. Dezember 1336 ausgestellt ist, wird der Ort Ermreichs genannt. Diese Urkunde gilt als früheste urkundliche Erwähnung von Ermreus.
Im Rechtsbuch des Bischof Friederichs von Hohenlohe aus dem Jahre 1348 wird es als Villa Eremreichs bezeichnet. Für die Ortsnamenforschung ist das der Hof oder der Ort eines gewissen Ermreichs (= Ehrenreich). Das Dorf zeigt sich später in mehrere Herrschaften aufgeteilt. Burggraf Albrecht zu Nürnberg kaufte 1360 von den Gebrüdern von Kotzau wahrscheinlich einen Teil des Ortes, denn ein Konventual des Klosters von Neunkirchen mit dem Namen Konrad von Ortshofen schenkte noch zu Lebzeiten dem Kloster einen Hof zu Ermreis. Er starb 1395, das Kloster bestand von 1314 - 1555.
Auch bischöflich Bamberger Besitz lässt sich ermitteln. Im Lehenbuch von Bischof Albrecht 1398 - 1421 wird unter Folge 62b bei Belehungen von Gütern in anderen Dörfern, auch der Ort Ermrichs genannt.
Auch die Egloffsteiner hatten wahrscheinlich schon zu diesem Zeitpunkt Besitz in Ermreus. Am 10. November 1535 schließt Bischof Weygandt von Bamberg den Vertrag mit seinem Amtmann zu Neydeck, Claussen von Egloffstein, der seine Eigengüter dem Stifte aufgetragen und sie als Mannlehen empfangen hat. Unter den Aufzählungen der Güter in Kunreuth und den umliegenden Dörfern, nennt er auch sein Gut in Ermers. Er verweist auch darauf, dass diese Güter vor der Lehenmachung sein und seiner Voreltern Eigengüter waren.
Nachdruck, auch nur auszugsweise, nur mit Genehmigung.
Der kleine Ort am Fuße des Leyerberges, der seit 1971 ein Ortsteil von Kunreuth ist, zählt keine 150 Einwohner. Sein eigentlicher Ortskern ist in eine schützende Mulde hineingebettet, die von zwei kleinen Gewässern, den Geißbach und den Hahnenbach durchzogen wird. Seine Entstehungszeit liegt wie bei den meisten Ansiedlungen im Dunkeln. Man kann aber davon ausgehen, dass sie weit in die Vergangenheit reicht. Schon allein die Tatsache, dass der Ort noch unter Bischof Andreas v. Gundelfingen (der von 1303-1313 Fürstbischof von Würzburg war) zu dessen Territorium zählte, ist für unser Gebiet außergewöhnlich.
Um sich einen Einblick in die frühere Zeit zu verschaffen braucht man einiges an Grundwissen. Es dürfte bekannt sein, dass unsere Vorfahren einen Grundherren über sich hatten. An diesem Grundherren hatten sie Abgaben der verschiedensten Art zu entrichten. Diese Abgaben waren die Gegenleistung für das Land, das sie von ihm zu Lehen hatten.Auch die Bestrafung von kleinen Vergehen oblag dem Lehensherren über seine Untertanen. Bei schweren Verbrechen war der Centherr zuständig.Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte für Recht und Ordnung auf öffentlichen Wegen und dem Gemeindebesitz zu sorgen.Diese genannten Rechtsverhältnisse nahmen erst im Jahre 1848 ein Ende. Die Abgaben an den Grundherren wurden vom bayerischen Staat abgelöst. Es wurden die Rentämter, die späteren Finanzämter gegründet.
Ein altes Verzeichnis des Centamtes von Forchheim aus dem Jahre 1572 nennt alle Grundherren die zu dieser Zeit für Ermreus zuständig waren.Daraus lässt sich entnehmen, dass ein Anwesen zum Kloster Neunkirchen gehörte, 7 deren von Egloffstein sowie 4 den Stromern zu Nürnberg. Die Einwohner von Ermreus hatten sich somit vor verschiedenen Gerichten zu verantworten. Dieser Zustand war durchaus keine Ausnahme.Für schwere Verbrechen war das Centamt in Forchheim zuständig.Die Dorf- und Gemeindeherrschaft beanspruchte das Obervogteiamt in Forchheim. Das wurde aber von der Gemeinde nicht anerkannt.Mit dem Untergang des alten Reiches und den Übergang der fränkischen Gebiete an Bayern ist auch Ermreus 1802 bayerisch geworden.
Ermreus war dann mit Effeltrich, Gaiganz und der Wunderburg von 1808 - 1818 eine Gemeinde und ein Steuerdistrikt.Im Jahre 1818 wurde es provisorisch und 1821 definitiv Gaiganz zugeteilt. Am 15.05.1843 wurde Ermreus dann wieder eine selbständige Gemeinde. Zwischen 1572 und 1818 hat sich das Dorf durch Teilung von Anwesen von 12 auf 18 Häuser vergrößert. Allerdings sind die Nebenhäuser der größeren Höfe, die zum Teil schon selbständig waren, hier nicht mit einbezogen.Die Ausdehnung des Dorfes in Richtung Wald begann laut Lehenbrief auf Gemeindegrund ab 1827. Bis 1928 war die Zahl der Wohnhäuser im Dorf schon auf 27 angestiegen.In diesem Zeitraum hatte das kleine von der Landwirtschaft geprägte Dorf seine Blütezeit. Der Beweis liegt in der Einwohnerstatistik. Im Jahre 1808 zählte der Ort 158 Einwohner und bis 1872 war die Zahl auf 196 angestiegen. Dann folgte ein Rückgang der Bevölkerung auf 156 bis zum Jahre 1950. Anno 1960 war die Einwohnerzahl bis auf 131 abgesunken. Zu Beginn des Jahres 2002 lag die Zahl bei 140 mit 44 Wohnhäusern.
Die Wunderburg ist ein im Osten der Gemarkung von Ermreus gelegener Flurteil , im Volksmund „Hunnaberch" genannt. Im Lexikon von Franken aus dem Jahre 1802 wird der Ort so beschrieben: "Wunderburg, einzelner Hof im Bambergerischen Amte Neunkirchen nächst dem Bambergerischen Oberamtsitze Marloffstein, unter die Landeshoheit des Hochstiftes gehörig, ob man sie gleich von Seiten Bayreuths streitig machen will. Besitzer sind die von Wiesenthau. Die Zent übt das Bambergerische Amt Vorchheim aus." Dieser Hof existiert heute nicht mehr. Der Flurteil wurde nach Ermreus gezogen.
Es gibt nur wenige Quellen die beweisen, dass dieses Geschlecht hier ortsansässig war. Die sichersten schriftlichen Nachweise reichen bis zu den Lehenbucheintragungen des Bistums Würzburg zurück.Man vergleiche die Eintragungen Nr. 1778 und 1779 im 1. Band von 1303-1354 Seite 187 des Hochstiftes Würzburg. Item Vlricus de Ermrichs tenet decimas Villarum Birke et Stadelhoue (wird als Kirchenbirkig und Stadelhofen übersetzt) und dem Jahre 1317 zugeordnet.
Ihr Besitz in Ermreus wurde anscheinend schon früh aufgegeben. Wir finden ihre Nachfahren schon ab 1398 auf Burggütern in Gößweinstein und später auch in Tüchersfeld. Sie zählen auch zu den großen Wohltätern der Kirche von Gößweinstein.
Schon um das Jahr 1400 wurden bedeutende Zuwendungen an Grundstücken und Naturalerträgnissen im Jahrtagbüchlein der Pfarrei aufgezeichnet. Diese zählen zu den ältesten nachweislichen Stiftungen der Pfarrei Gößweinstein. Ihr Wappen (Mühlsteineisen) befand sich im Chorgewölbe der alten Kirche. Heute ist der Wappenstein in die Kirchenplatzmauer eingelassen und wurde so erhalten.
Der letzte aus dem Geschlecht der noch zu Ermreus Beziehungen hatte, dürfte Stefan Ermreicher gewesen sein. Dieser Stefan Ermreicher wurde der Tetzel genannt und kaufte ein Burggut zu Tüchersfeld. Er starb 1476 und hinterließ zwei unmündige Söhne mit den Namen Wolf und Hans. Sein Totenschild hing im Gotteshaus in Neunkirchen zu dessen Pfarrei Ermreus damals gehörte.
Das Älteste Lehenbuch des Hochstiftes Würzburg 1303- 1345 bearbeitet von Hermann Hoffman 1972 Band 1 S.187 Nr. 1778 u. 1779 u. B.2; Jahrb. für Fränk. Landesforschung a.d. Universität Erlangen 6/7 Doppelband 1941 S. 108 folg.30 sowie folg.33; die Geschichte des Bistums Bamberg v. Joh. Looshorn B. 3 S. 154 ebenso B.4. S. 779-780; das Rechtsbuch des Bischof Friederich's von Hohenlohe (1348) v. Dr. C. Höfler, Bamberg 1852 S. 217; die Ortsnamen der Fränk. Schweiz v. Christoph Beck, Erlangen 1907 S. 56; das Lexikon v. Franken v. K. Bundschuh v. 1799 B. 3-4 S. 79 ebenso B 5 Ulm 1802 S. 494; Geschichte d. Marktes Neunkirchen a.B. Goldwitzer-Chronik sowie im Banne des Hetzles v.J. M. Kaupert; Geschichte eines fränk. Dorfes Effeltrich 1980 S. 20 u. S. 62; der Königshof 1-4 1928 -21 Jahrg. 3 Mai 1930 S. 31 sowie Sept. 1930 S. 61; Historischer Atlas v. Bayern München 1955 Teil Forchheim v. Ingomar Bog S. 33,37,39,50,51,114-116, 134,; Staatsarchiv Bamberg f.d. Lehensbriefe; Die Burgen der östlichen Fränk. Schweiz 1965 v. Hellmut Kunstmann; Die vier Burggüter der unteren Burg in Tüchersfeld S. 320; Gößweinstein Burg Amt Kirche Gemeinde v. Ludwig Hellerdorfer 1947 S. 116, 273, 465,471, 996.